Inzucht – Linienzucht

 

Inzuchtkoeffizient und Ahnenverlustkoeffizient

Inzucht und Linienzucht
Diese zwei Wörter hat fast jeder in Bezug auf die Hundezucht schon einmal gehört und beide bedeuten: "Die Verpaarung möglichst verwandter Hunde." Solche Verpaarungen können natürlich die Vorzüge einer Rasse stärker hervorheben, sind aber auch mit Vorsicht zu genießen. Denn durch Inzucht/Linienzucht kann eine Rasse auch Schaden zugefügt werden. Fehlbildungen, verminderte Leistungsfähigkeit, Unfruchtbarkeit und neue Erbkrankheiten sind nur einige Dinge, die Linienzucht hervorbringen kann.

Gerade bei einer Rasse mit kleiner Population, wie bei unseren Tamaskanen, können die Folgen fatale Ausmaße annehmen. Denn Inzucht verringert auch zusätzlich die genetische Vielfalt. Die Verwandtschaft der Tiere steigt, ganze Blutlinien können verschwinden und Gene gehen für immer verloren.

Erhalt der Gesundheit und genetische Vielfalt
Ziel unseres Vereins ist es daher, Hunde miteinander zu verpaaren, die möglichst wenige gemeinsame Vorfahren haben, um der Verbreitung von Erbkrankheiten vorzubeugen und die genetische Vielfalt zu erhalten. Ein Hilfsmittel für die Züchter ist dabei die Berechnung des Inzuchtkoeffizienten (abgekürzt IK oder englisch COI von „Coefficient of Inbreeding“) und Ahnenverlustkoeffizienten (AVK).

Der IK (COI) berechnet in Prozent, wie viele gemeinsame Ahnen in einem Stammbaum vorhanden sind oder wie viele gemeinsame Vorfahren zwei Hunde haben, die miteinander verpaart werden sollen. Die Ahnen eines bereits mehrfach aufgeführten Vorfahren werden hier nicht mehr erfasst, da diese bereits automatisch vorhanden sind. Der Inzuchtgrad sollte, je nach Population der Rasse, so klein wie möglich sein. Der IK (COI) der zu prüfenden Verpaarung sollte so gering wie möglich ausfallen, aber nicht höher als 5%.

Der AVK berechnet in Prozent, wie viele Ahnen durch mehrmals vorkommende Vorfahren, verloren gehen. Denn wenn z.B. zwei nicht miteinander verwandte Tiere verpaart werden, die jedoch beide aus einer Linienzucht stammen, so können die Welpen zwar 0% Inzuchtgrad haben, aber doch einen hohen Ahnenverlust. Der AVK sollte, je nach Population der Rasse, immer so hoch wie möglich sein. Hierbei orientieren wir uns an der gebräuchlichen Berechnung über fünf Generationen, wie sie bei den meisten Vereinen und großen Verbänden, auch im Ausland, üblich ist. Die Berechnung des IK (COI) über fünf Generationen gebräuchlich. So wird ein allgemein vergleichbarer Wert erzielt, der auch bei Zusammenarbeit mit ausländischen Züchtern hilfreich ist.

Berechnung über fünf Generationen

Die Berechnung über fünf Generationen ist in der Hundezucht, aber auch aus anderen Gründen die Regel: Jede Rasse entstammt einer recht kleinen Population. Verfolgt man die Ahnen zurück, so wird man unter den Urahnen zwangsläufig immer wieder Gemeinsamkeiten finden. Auch der Tamaskan ist eine Rasse, die noch vor nicht langer Zeit aus wenigen Stammhunden gezüchtet wurde. Das bedeutet natürlich, dass in vielen Stammbäumen unserer Tamaskane irgendwo gleiche Ahnen zu finden sind und es auch noch Hunde gibt, deren Stammbaum nur bis zu fünf oder sechs Generationen vollständig ist. Manchmal sind weiter hinten liegende Vorfahren gänzlich unbekannt oder falsch.

Moderne Berechnungsprogramme ersetzen unvollständige Ahnen automatisch mit "unverwandten" Tieren, was ein genaues Ergebnis unmöglich macht. Zudem ist die Garantie der Richtigkeit der Generationen weit hinten in den Stammbäumen teilweise unzuverlässig, da die Registrierung der Verpaarungen anfangs nicht immer erfasst werden konnte. Würden wir nun die IK (COI) über sechs oder sogar zehn Generationen berechnen, würde das Ergebnis gegebenenfalls sehr verfälscht werden. So hätten Hunde mit weniger Vorfahren automatisch einen niedrigeren IK (COI) und die Berechnungen damit keinerlei Aussagekraft. Besitzt ein Hund sogenannte "Registerpapiere", da seine genaue Herkunft nicht nachvollziehbar ist und es keine oder nur sehr geringe Informationen über die Vorfahren gibt, ist eine korrekte Berechnung ebenfalls unmöglich. Dieser Hund wird automatisch einen sehr niedrigen IK bekommen, da seine unbekannten Vorfahren einfach mit unverwandten Tieren gleichgesetzt werden. Dabei kann er durchaus aus einer zweifelhaften Verpaarung stammen. Diese Hunde können wunderbare Gefährten sein, sind aber in einer Zucht nur bedingt bis gar nicht geeignet, da man nichts über die Gesundheit bzw. Erbkrankheiten der Vorfahren sagen kann. Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Berechnung über fünf Generationen genau genug ist, um die richtigen züchterischen Entscheidungen zu treffen, gleichzeitig aber die Fehler verhindert, die bei Berücksichtigung von mehr Generationen bei dann fast zwangsläufig fehlenden Vorfahren gemacht würden.

Kann man noch mehr tun?

Eindeutig ja! Die Berechnung des IK (COI)/AVK ist und sollte nicht die einzige Möglichkeit sein, um die genetische Vielfalt der Rasse zu unterstützen.Wir legen daher großen Wert darauf, mit befreundeten ausländischen Züchtern zusammenzuarbeiten und vielversprechende Welpen für die deutsche Zucht zu importieren, eigene Welpen zu exportieren oder zu einem Deckrüden ins benachbarte Ausland zu fahren. Und selbst diese Maßnahmen bedürften großer Sorgfalt und Recherche, um mögliche Verwandtschaften auszuschließen. Um zu vermeiden das gleiche Ahnen auch im Ausland anzutreffen sind, arbeiten wir mit unseren befreundeten Züchtern so eng zusammen, dass wir auch hier die vergleichbaren Berechnungen durchführen.

Der IK (COI) der zu prüfenden Verpaarung sollte so gering wie möglich ausfallen, aber nicht höher als 5%.